
Sind Bauernregeln zuverlässig ?
Anders als in der heutigen technisierten Zeit bekamen unsere Vorfahren den
Wettereinfluss ganz unmittelbar zu spüren.Missernten hatten katastrophale
Folgen: Tausende Menschen starben an Hunger und Unterernährung führte zu
Krankheiten und Seuchen.
Vor allem die Bauern ließen das Wetter nicht aus den Augen ließen.Aus der
Beobachtung von Nebel,
Wind und
Wolken lernten sie das Wetter der kommenden
Stunden im Voraus zu erkennen Aus dem über Generationen gesammelten
Wetter-Know-how entwickelten sich aber auch längerfristige Witterungs- und
Klimaregeln. Die früheste Sammlung von Bauernregeln in deutscher Sprache
findet sich im "Wetterbüchlein" von R. Reynmanns aus dem Jahre 1505.
Wie gut sind nun die meteorologischen Bauernregeln? Sind sie nur Dichtung
oder auch Wahrheit?
Der Berliner Meteorologie-Professor Horst Malberg hat über 400 Regeln auf
ihre Gültigkeit untersucht und ist zu einem erstaunlichen Ergebnis gelangt:
In 80 bis 100 Prozent der Fälle treffen die kurzfristigen
Wettervorhersagen
unserer Vorfahren ein. Hinsichtlich der Naturbeobachtung - darauf basieren
die Merksprüche - waren unsere Vorfahren uns modernen Stadtmenschen aufgrund
ihrer naturnahen Lebensweise weit überlegen.
Wetterbeobachtung ist auch heute noch Grundlage der Meteorologie. Steht den
Meteorologen im 20. Jahrhundert ein weltweites Beobachtungsnetz und
zahlreiche leistungsstarke Großrechner zur Verfügung, mussten sich unsere
Ahnen mit einem sehr begrenzten Blick zum
Himmel begnügen. Das erklärt auch
die Fehlerquote mancher Regel, die außerhalb ihrer Entstehungsregion an
Aussagekraft verlieren kann. Auch sind einige der Merksprüche durch die oft
mündliche Weitergabe und Überführung in Reimform in ihrem Sinn verändert
worden.
Reisewetter / Sind Bauernregeln zuverlässig ?
Die Bauernregeln lassen sich einteilen in Wetter-, Witterungs- und
Klimaregeln. Für die Wetterregeln suchte der Wissenschaftler Malberg
physikalische Erklärungen, die
Witterungs- und Klimaregeln wurden auf ihre
statistische Eintreffwahrscheinlichkeit überprüft. Die kurzfristigen
Prognosen der Regeln dienten den Bauern und auch den Seeleuten als
Planungsgrundlage für ihren Arbeitstag und weitere kurzfristige
Entscheidungen
Um überlieferte Witterungsregeln zu überprüfen, werteten die Berliner
Meteorologen die Wetterdaten aus fast 200 Jahren aus. Das interessante
Ergebnis: Die durchschnittliche Witterungsregel hat eine
Eintreffwahrscheinlichkeit von rund 67 Prozent - sie führen also in ungefähr
zwei von drei Fällen zur richtigen Prognose.
Eine der wohl bekanntesten Bauernregel ist die zum Siebenschläfertag:
"Regnet es am Siebenschläfertag, es wohl sieben Wochen regnen mag."
Die langjährige Statistik zeigt, dass der Charakter eines Sommers erst
Anfang Juli entschieden wird, und zwar um den 5. Juli herum. Die Regel
trifft sehr häufig im Binnenland zu, im Alpenraum sogar in acht von zehn
Fällen.