
Krankheit:
Die letzten Jahre haben eine Vielzahl von Studien und Publikationen zum
Thema
Wetter und der menschlichen
Gesundheit hervorgebracht. Eine klare
Antwort der Wissenschaftler auf die Frage "Kann das Wetter uns
krankmachen?"
steht jedoch bis zu heutigen Tage noch aus. Vor allem wissenschaftlich
fundierte Belege einer bestehenden Kausalität, also bestimmte Wetterfaktoren
als Ursache für bestimmte
Krankheitssymptome oder gar
Todesursachen, fehlen.
Der Einfluss des Wetters auf unsere
Psyche ist jedoch klar nachgewiesen.
Jeder kennt die Stimmungsschwankungen die Wetter hervorrufen kann, von
Glücksgefühlen und Euphorie, bis zur Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder gar
Depression.
Der Mensch war dem Wetter schon immer ausgesetzt. Schon immer beschäftigten
sich die Menschen mit der Wirkung des Wetters und des Klimas. Frühe
Zeugnisse über den Zusammenhang von Krankheiten mit den atmosphärischen
Prozessen fand man in Altmesopotamien im Nisabalied, das eine ärzltiche
Anweisung unter der Brücksichtigung von Wetterbeobachtung enthielt (rund
3000 v. Chr.). Im Gilgamesch-Epos wurden die sieben bösen Winde als sieben
Dämonen charakterisiert, die die Krankheiten und das Fieber im Menschen
erregen.
Auch der Begriff der "Wetterfühligkeit" tauchte bereits in einem
Gesetzestext aus dem 9. Jahrhundert auf. Nach dem "Lex Frisionum" wurde
damals das Zufügen einer Wunde, die eine wetterempfindliche Narbe
zurückließ, mit einer höheren Buße belegt. Auch Goethe erwähnte in einem
Brief, dass er bei hohem Barometerstand besser arbeiten könne als bei
niedrigem. Alexander von Humboldt (1796-1859) betonte die Bedeutung der
Atmosphären-Elemente für die organische Entwicklung der Gewächse und für die
Reifung der Früchte, aber auch für die Gefühle der Menschen.
Mathematische Statistiken im 18. Jahrhundert führte zu einer Vielzahl von
Untersuchungen. Die Anzahl der Todesfälle in bestimmten Perioden und die
saisonbedingte Mortalität bei Seuchen wurden beispielweise näher untersucht.
Der Universalgelehrte G. W. Leibniz hatte die Ärzte aufgerufen,
wetterbedingte Krankheiten statistisch zu erfassen. Beispielsweise in der
Tropenmedizin wurde die Malaria ("mal-airia", also schlechte Luft) auf die
Wirkung der atmosphärischen Konstitution zurückgeführt, bevor man den
biologischen Kreislauf dieser Tropenkrankheit erkannte.
Mit der Luftelektrizität und dem Erdmagnetismus, die ab dem ausgehenden 18.
Jahrhundert genauer erforscht wurden, glaubte man weitere Gründe für die
Ausbreitung von Krankheiten gefunden zu haben. Die Wirkung von
Gewittern auf
Patienten wurde studiert. Der französiche Arzt P. Foissac diagnostizierte
1859: "Alle Krankheiten, bei denen der Schmerz ein charakteristisches
Element ist, ...rühren oder verschlimmern sich."
Reisewetter / Krankheit:
Für Hippokrates (460-377 v. Chr.) war
Krankheit die Folge eines
Ungleichgewichtes der Körpersäfte. Seine Empfehlung: "Wer die Heilkunst in
der rechten Weise ausüben will, der muss zunächst die Jahreszeiten in ihrer
Wirkung beachten, dann die warmen und die kalten Winde, vor allem die,
welche für alle Menschen gemeinsam sind, aber auch die, welche in jedem
einzelnen Lande zu Hause sind."
Der Papst der Medizin-Meteorologen und
Bio-Klimatologen, Volker Faust,
schreibt 1986 im Vorwort des Buches "Wetter - Klima - menschliche
Gesundheit" von einer gewissen Ernüchterung in diesem Forschungsbereich:
"Man weiß heute viel - im Grunde aber warten die großen Fragen noch immer
auf ihre wissenschaftliche Antwort." Dieses Eingeständnis gleicht einer
ehrfürchtigen Verbeugung vor den Rätseln der Natur.
Die Meteorologie ist den großen Gesetzmäßigkeiten des Wetters schon seit
Menschengedenken auf der Spur. Zwar hat sie inzwischen einige Geheimnisse
gelüftet, doch bleibt noch vieles im Dunkeln. Das geht nicht zuletzt auf
methodische Probleme zurück. Mensch und Wetter sind zwei äußerst komplexe
Systeme. Und wie soll man mit diesen zwei Variablen eine dritte unbekannte
Größe, den Einfluss des Wetters auf den Menschen, zuverlässig bestimmen? So
schreibt ein Schweizer Journalist: "Herrlich weit hat es die Meteorologie
gebracht: Sie weiß viel, was wenige interessiert, weiß aber immer noch
relativ wenig über das, was viele wissen möchten."
Trotzdem: Einige Wissenschaftler und Medizin-Meteorologen sehen eine
signifikante Beziehung zwischen Wetterablauf, Wohlbefinden, verschlechterten
Körperfunktionen und akuten Schüben bestehender Krankheiten als nachgewiesen
an. Ihre Studien sind meist statistischer Natur. Sie gehen davon aus, dass
die biologische Wirksamkeit des Wetters, die Wetterbiotropie, nicht auf
Änderung einzelner meteorologischer Elemente (Temperatur,
Luftdruck, Feuchte
etc.) zurückzuführen ist, sondern dass der komplexe Wetterablauf die
besseren Beschreibungsmöglichkeiten liefert. Man spricht von einer so
genannten "Akkordwirkung". Die ausgewerteten Ergebnisse von -zig
Statistiken, Umfragen und Langzeitbeobachtungen sind mit Hilfe einer
schematischen Wetterklassifikation in einer Tabelle zusammengefasst worden
(siehe Abb. Wetter und Krankheiten: Auswahl der häufigsten
wetterbeeinflussten Krankheiten).
Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Untersuchung am Institut für
medizinische Balneologie (Bäderkunde) und Klimatologie der Universität
München: Probanden, die von ihrer Wetterfühligkeit überzeugt waren, wurden
über einen längeren Zeitraum einmal täglich gebeten, eine persönliche
Wettervorhersage für den nächsten Tag mit Hilfe ihrer körperlichen
Empfindlichkeit zu wagen. Viele der Versuchspersonen zweifelten schon nach
einigen Tagen an ihren "Fähigkeiten", verloren den Glauben an ihre
Wetterfühligkeit - ein signifikanter Fall von Wetterstress wurde nicht
nachgewiesen. Klimakammerversuche, also im Labor simuliertes Wetter, am
selben Institut blieben ohne überzeugendes Ergebnis.